"Epilog " "

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Ratlosigkeit herrschte lange darüber, wie es in Deutschland ab 1933 möglich war, dass sich so wenige gegen den alltäglichen Terror, gegen staatlichen Massenmord , Völkermord gewehrt haben. Der allzu klägliche Versuch alles auf eine Person zu schieben, jegliche Schuld bei einem toten Diktator zu suchen, war doch zu offensichtlich ein Erfindung, um sich selbst vom eigenen Nichtstun reinzuwaschen, in vielen Fällen auch eine Tarnung, um von eigener Schuld und eigenem Verbrechen abzulenken. -----> (PS: Wie friedlich ist diese Welt?)

Jetzt, wo alle Betroffen pensioniert oder tot sind, gewinnen doch langsam andere Erklärungsmuster an Bedeutung. „Wie aus ganz normalen Menschen...Massenmörder wurden“ , das Milgram Experiment und viele andere Erklärungsansätze und wissenschaftliche Untersuchen zeigen Strukturen auf und erklären Mechanismen, wie Menschen und Gruppen von Menschen verbrecherisches Handeln rechtfertigen, ja sogar idealisieren. Wichtig für die Zukunft dabei das Resumee und der Ansatz zu erklären, wie gegenläufiges „aufrechtes, moralisches Handeln“ und Zivilcourage möglich sind und mit welchen Persönlichkeiten es möglich ist, gegen den Strom zu schwimmen, Menschen zu retten, sich gegen den Wahn zu wehren. Das ist enorm wichtig und wenn auch nur erste Ansätze sichtbar werden, ein erster Schritt, um solche Strukturen bei Menschen zu fördern, damit zukünftige „Entgleisungen“ verhindert werden können.

Aber in der jüngeren Geschichte der Menschheit finden wir (wie den Faschismus der Deutschen) auch in beträchlichem Umfang andere Beispiele, andere Länder, in denen Pogrome, Massenmord, Ausrottung betrieben werden und wurden; immer mit dem scheinheiligen Gewissen, etwas gerechtes oder missionarisches zu tun. Ob nun auf den Kanaren, die Ausrottung der einheimischen Bevölkerung, in der späteren USA die Ausrottung der Indianer, in Südamerika, ob nun die Gründung der ersten KZs in China, von Deutschen im 19 Jahrhundert errichtet, oder in nicht allzu lang entfernter Geschichte, die Errichtung von KZs in Chile, Colonia Dignidad, mit deutschen Geldern und Unterstützung, von zwiespältigen, aber in Deutschland hoch angesehenen Politikern unterstützt. Und, und, und. Wichtig dabei immer wieder der Versuch von Menschen, dagegen anzukämpfen, Widerstand gegen so offensichtliches Unrecht zu leisten, und die Sturkturen herauszukristalisieren, wie und warum und mit welcher Persönlichkeitsstruktur Menschen sich gegen staatlich legitimiertes Recht und Gesezte wehren.

Geht es bei diesen Massenmorden, Pogromen wirklich nur darum, dass Menschen ihre Arbeit gut und sehr gut verrichten? Geht es darum, dass sich Gesellschaftsschichten an Geld oder Materie oder Land bereichern? Wird das alles dadurch vorangetrieben, dass es bereits zuvor Pogrome gab, gegen die Juden, die Sinti, die....., die Indianer, die Chinesen? Oder sich einige so viel mehr über denen fühlen, die andere Einstellungen, eine andere Hautfarbe, eine andere Kultur haben?

Die Forschung darüber ist wohl noch in den Anfängen aber es wäre wichtig, dass Menschen und Gruppen dazu fähig werden und lernen, sich zu widersetzen gegen den Trend, andere zu unterdrücken, auszubeuten, auszulöschen oder ganze Völker zu vernichten. Es ist umso nötiger, weil nun ähnliche Mechanismen sich zeigen, wenn in der sich verschärfenden Klimakrise für einige Völker kein Platz mehr ist, oder keine Möglichkeit, sie weiter zu ernähren. Das hat bereits längst angefangen, wie z.B. Welzer in seinem Buch „Klimakriege“ beschreibt und man sieht es in der BRD „tagtäglich“ auf den Abschiebeterminals der Flughäfen (wo schon ab und zu ein Afrikaner... beim Abtransport erstickt) oder in der Presse, wenn von verunglückten und ertrunkenen Flüchtlingen den Rede ist.....

Aber das ist nur die eine Seite; die andere ist das „unüberlegte“ oder egoistische oder gewinnstrebende Verhalten so vieler, das unüberlegte Verhalten, von der herrschenden Meinung durchaus gefördert, propagiert und belohnt von den Regierungen der westlichen Staaten. Nicht nur Wegschauen, nein die Ursachen dafür selbst erschaffen und zuzuspitzen.

Ein Verhalten, bei dem jeder dazu beiträgt, das Klima zu ruinieren. Es ist so leicht, alleine im Auto zu sitzen, fernab jeglicher Sozialität, im Glauben, dass man ja so autonom, so individuell ist, ja sich die Intelligenz direkt auf den Gasfuss überträgt, auch wenn man im Stau steht, während das gerade grausige Folgen für unser Klima hat. Ein Verhalten, von dem in anderen Regionen die Menschen tödlich betroffen sein werden, und auch zukünftige Generationen so betroffen sind, dass wir heute noch nicht wissen, was das für den Genozid dieser zukünftigen Gesellschaften bedeutet. Steigerung der Produktion, Wachstumsraten damit alle Arbeit haben, grenzenlose Bereicherung einiger, auf die jeder schaut, welch grandiose Idee er/sie hatte, um reich zu werden. Förderung von Technologien die für andere den Tod bedeuten und später nicht mehr zu neutralisieren sind, Wachstum um jeden Preis.

Die Osterinseln, der Verfall der dortigen Institutionen, ist auch deswegen so berühmt und zitiert, weil es ein Beispiel so weit weg ist – und von daher eher als kleines Mahnmal dient, was auch unserer Gesellschaft passieren könnte (aber wo alle viele Einzelheiten aufzählen könnten, die doch sich bei uns unterscheiden). Bei den Mayas ist das Rätselraten noch groß, was zu ihrem Untergang geführt hat ...

...und Geschichte wiederholt sich nicht. Aber immerhin werden es bei unserer zivilisatorischen Entwicklung nachfolgende Generationen einfacher haben, die Ursachen zu finden – denn irgendwas wird aus unsere Informatik-Gesellschaft schon noch übrig und verwertbar bleiben, was es auszuwerten gibt.

Und vielleicht werden sich nachfolgende Generationen wundern, weshalb wir mit so viel technischem Aufwand individuell unterwegs waren , weshalb dem verschwenderischen Konsum niemand Einhalt geboten hat; z.B. dass jeder zum Ankommen an den Arbeitsplatz ein 5-Personen-Auto für sich allein benötigte, weshalb dreimal im Jahr für eine minimale Zeit eine Flugzeugreise unternommen wurde, um sich an den Strand zu legen, wieso jeder Haushalt/Kleinhaushalt eine komplette technische Ausrüstung fürs Kaffeemachen, Spülen, Waschen, Säubern... benötigte, die nach zwei Jahren häufig schon wieder durch neue Modelle ersetzt wurde und gleichzeitig immer mehr Müll produzierte (nicht nur beim Kaffeebrühen).

Und vielleicht wundern sich später die Menschen, dass in anderen Ländern viele von diesem Luxus ausgegrenzt wurde, in dem Müll der anderen mühsam Rohstoffe suchen musste , die die lebensgefährdend sortierten. Und wenn sie denn mit einfachen Ruderboten selbstmörderisch versuchten, in reichere Länder zu kommen, von dort wieder mit Zwang zurückgeschickt wurden, in ihre Heimat, in der selbst das Meer abgefischt war, das Land in Fremdbesitz war, von dieser anderen Reichen Gesellschaft, die selbst noch an den Billigexporten dorthin sich bereicherte.

Dies alles kann eine zukünftige Gesellschaft vielleicht eruieren, und die Fehler vermeiden, die wir zu unserm Untergang beigetragen haben.

Oder entwickeln wir noch mit dem Rücken zur Wand (Robert Spaemann) Lösungen, aus dem jetzigen Dilemma? Dazu bräuchten wir grundlegend neue Ansätze, mit diesen Schein-Demokratie-Zuständen, die wir uns heute vorgaukeln, wird dies nicht gelingen.

Was ist wichtig , für eine Gesellschaft, die die Defizite der jetzigen Perspektivlosigkeit beseitigt? Durch welche Grundsätze können Fehlentwicklungen heute beseitigt werden, obowhl jetzt nur das Profitdenken der Menschen im Vordergrund steht? Und die Reichen sich nur ungern von ihrem unredlich erworbenen Reichtum verabschieden? *

Sicher nicht, in dem sich die jetzigen Besitzverhältnisse festgeschrieben werden und unangetastet bleiben (Besitzverhältnisse, die schon lange nicht mehr auf dem Verdienst einzelner beruhen, sondern die auf Grund von Enteignung, Vererbung, Diebstahl,... entstanden)

Wie können diese bevorzugten Gesellschaften dazu gebracht werden (vielleicht auch ohne Gewalt) das begangene Unrecht einzugestehen und eine neue Verteilung anzustreben: von Boden, Kapital, Produktionsmöglichkeiten....

Dafür stehen als Ansatzpunkt die beschriebenen Thesen, weder vollständig noch so tiefgründig, dass nicht viele Argumente dagegen stehen könnten. Aber Thesen sind nicht tief begründete Forschungsergebnisse, sondern ein Ansatz zum Nachdenken, eine Möglichkeit zur Ergänzung und ein Versuch, aus der Perspektivlosigkeit der jetzigen Gesellschaft zu entkommen. Der Perspektivlosigkeit der westlichen Gesellschaften, die sich nur noch von einer kurzfristigen Entscheidung zur nächsten hangeln und dabei immer mehr das eigene Materielle vor die gesellschaftliche Förderung und Entwicklung stellt.

Gegen diesen Egoismus steht das Abenteuer des Neuen, andere Kulturen zu akzeptieren und zu verstehen, von anderen zu lernen, auch von denen , die keine high-tech Entwicklung hinter sich haben. Sich nicht über sie zu stellen, sondern neben sie, das andere Denken zu „begreifen“ und dadurch für sich selbst und in der Gesellschaft zu lernen.



Anmerkung

* In vergangenen Epochen war dies nur möglich durch einen Umsturz der gesellschaftlichen Verhältnisse, durch Gewalt, Revolution, .. sollte es nunmehr zum ersten mal ohne physische Gewalt, Tod … möglich sein? Erkennen Menschen, wie Quand, Thysen... dass ihr Reichtum nicht redlich erworben wurde? Und schon gar nicht auf Grund ihrer Abstammung legitimiert sein kann?